Jungwinzerin – Frauenpower im Weingut

Trauben

Im neuen Nachgefragt-Interview entführe ich euch in die Welt der Weine. Meine beiden Interviewpartnerinnen sind: Jungwinzerin Ida Haimel aus Traismauer und Jungwinzerin Anna Seper aus Mödling. Zwei junge Frauen, die ihre Leidenschaft für den Weinbau schon früh entdeckt haben. Im heutigen Artikel geben uns die Jungwinzerinnen Einblicke in ihren Berufsalltag im Weingut.

Der Anbau von Wein hat in Österreich Geschichte und die Weingüter bestehen oftmals traditionsreich über Jahrhunderte hinweg. Ein Weingut bedeutet Familiengeschichte und Teamwork, denn es bedarf vieler Hände, die anpacken. Von Generation zu Generation wird mit Leidenschaft Wein angebaut. Und immer mehr sind es Winzerinnen, die den Betrieb mit Passion und Expertise führen.

Erfolgsgeschichten mit Tradition

Ich sitze Ida Haimel im Weingut Haimel im idyllischen Traisental gegenüber. Die Leidenschaft für den Weinbau ist der Jungwinzerin anzusehen. „Hier aufgewachsen ist mir das Interesse für den Weinbau gleichsam in die Wiege gelegt worden“, so Ida Haimel. Die Jungwinzerin in 3. Generation ist ausgebildete Wein- und Kellereifacharbeiterin, studierte International Wine Business in Krems und hat internationale Erfahrung in Kalifornien gesammelt. „Mein Start als Jungwinzerin war ein Sprung ins kalte Wasser, denn ich musste spontan für meine Mutter – sie ist auch Winzerin – einspringen. Sie hat sich am letzten Lesetag bei einem Sturz von der Leiter im Keller verletzt. Mit dem Feedback von ihrem Krankenbett aus haben wir den Lesetag gut gemeistert“, ergänzt sie. „Seit einem halben Jahr führe ich nun den Betrieb, mit großartiger Unterstützung meiner Eltern“, so Ida Haimel.

Jungwinzerin Ida Haimel
Jungwinzerin Ida Haimel ist NÖ Vize-Weinkönigin 2024-2026 und somit als Weinbotschafterin mit Fachwissen und Charme auf vielen Veranstaltungen anzutreffen. (c) David Schreiber

Jungwinzerin Anna Seper ist ebenso Absolventin des Lehrganges International Wine Business in Krems mit internationalen Erfahrungen in Argentinien und Kalifornien und stammt gleichfalls aus einer Winzerfamilie mit Tradition. Auch ihre Begeisterung für den Weinbau ist mit jedem Wort in unserem Gespräch spürbar. „Unser Weingut besteht seit über 300 Jahren“, so die Jungwinzerin und Meister in der Sparte Weinbau und Kellerwirtschaft, die das Weingut Pferschy-Seper im schönen Mödling gemeinsam mit ihrer Mutter führt. „Nach dem ersten Weltkrieg musste meine Urgroßmutter den Betrieb übernehmen, da ihr Mann gefallen war. Seitdem führen die Frauen das Weingut als Winzerinnen. Natürlich werden wir von unseren Männern unterstützt, die jedoch ihre Berufe ausüben“, erzählt Anna Seper, die vor kurzem auch Mutter geworden ist.

Winzerinnen Pferschy-Seper
Frauenpower im Weingut Pferschy-Seper: Jungwinzerin Anna mit ihren Schwestern, ihrer Großmutter und Mutter. (c) Adrian Almasan

Nachhaltig von der Rebe zum Wein

Bis wir also entspannt mit einem Glas Wein bei einem Teller regionaler Schmankerln in einem lauschigen Heurigen sitzen können, bedarf es großen Aufwand. Und die junge Generation der Winzerinnen legt sich dabei ordentlich ins Zeug, um Nachhaltigkeit und Qualität miteinander zu vereinen. „Es ist etwas Besonderes, die Rebe von Anfang an bei ihrem Wachstum zu begleiten. Dann als Traube zu pflegen und schließlich zu Wein zu verarbeiten“, schwärmt Ida Haimel. „Angesichts des Klimawandels sehe ich als Verpflichtung, nachhaltig wie qualitativ hochwertig zu produzieren. Und das in Verbundenheit mit der Natur“, ergänzt die Jungwinzerin.

„Unser Weingut ist seit 2003 BIO-zertifiziert“, so Anna Seper. „Dabei kommt ausschließlich Naturdünger zum Einsatz. Den Weingarten im Einklang mit der Natur in Kreislaufwirtschaft betreuen, ist oberstes Gebot. Das bedeutet, dass beispielsweise bei Hitzeperioden mehr Gras stehen bleibt, um dem Boden Schatten und Feuchtigkeit zu geben. Wir verarbeiten Pressrückstände in einem dreijährigen Prozess zu Kompost und geben sie danach dem Weingarten als Nährstoffe wieder. Tauchen Schädlinge auf, finden wir die richtigen Nützlinge zum Ausgleich“, erklärt Jungwinzerin Anna Seper.

Vom Alltag und Projekten

Auf die Frage nach dem Alltag einer Jungwinzerin antworten Anna Seper und auch Ida Haimel, dass es die Abwechslung ist, die diesen Beruf so spannend macht. Die Aufgabenbereiche sind vielfältig von der Weinlese in freier Natur über die Verarbeitung zu Wein, dem Heurigenbetrieb, dem Marketing und der Büroarbeit. Beide Jungwinzerinnen haben ein besonders Herzensprojekt.

Jungwinzerin Ida Haimel
PIWIDA: unwiderstehlich & widerstandsfähig – das Herzensprojekt von Jungwinzerin Ida Haimel (c) Cornelia Wurst

„Meine Leidenschaft gilt den PIWIS – pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Sie sind das Resultat einer gezielten Kreuzung aus kraftvollen Reben mit hoher Widerstandskraft und einer klassischen Kulturrebe für den vollen Geschmack“, erzählt Ida Haimel. „Während meines Studiums habe ich die ersten Bausteine für PIWIDA gelegt. Beste PIWI-Rebsorten vinifiziert von mir, IDA“, ergänzt sie stolz. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, dann schau doch mal hier oder da oder gleich im Weinforum vorbei, das jeden Freitag nachmittags geöffnet hat.

Jungwinzerin Anna Seper
Anna Seper wurde vom Weinjournal Falstaff zur beliebtesten Nachwuchswinzerin 2022 gewählt. (c) Adrian Almasan

Winzer für einen Tag – so lautet das Projekt von Anna Seper. „Zweimal im Jahr laden wir ein, den Alltag einer Winzerin mitzuerleben“, erklärt die Jungwinzerin. „Einfach dabei sein und ausprobieren können – das ist das Motto. Von der Weinlese und dem Rebschnitt über das Pressen der Weintrauben bis hin zu den unterschiedlichen Gärstadien. In einer kleinen Gruppe darf natürlich alles gefragt werden und zur Stärkung gibt es zwischendurch eine gemütliche Jause mit Weinverkostung.“ Übrigens am 20. und 21. September ist es endlich wieder soweit. Wer als Winzer oder Winzerin für einen Tag einen Blick hinter die Kulissen werfen und ebenfalls sein Wissen erweitern möchte, kann sich hier anmelden.

Und was ist in der Zukunft geplant?

Jungwinzerin Ida Haimel möchte einen Pét-Nat (Pétillant Naturel) kreieren – das ist ein natürlich perlender Wein. Und Jungwinzerin Anna Seper wird mit ihrer Familie schon bald einen entalkoholisierten Wein anbieten. Kurz gesagt: Wir sind also weiterhin gespannt und freuen uns darauf!

Vielen Dank an Ida Haimel und Anna Seper für die spannenden Gespräche und vor allem für diese Frauenpower! Was lernen wir folglich daraus: Traut euch und lebt eure Träume! Geballte Frauenpower gibt es auch bei ROMA Friseurbedarf – mit einer Frauenquote von über 90%. Und zu allen Nachgefragt-Interviews geht es hier.

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