Einige tragen das Haar kurz, die anderen haben von Natur aus eine seidige Lockenpracht oder lange Mähne. Sie alle haben die Haare schön, vielmehr ihr Fell schön. Denn dieses Mal geht es in der Nachgefragt-Interviewserie um das vielfältige Haarkleid unserer liebsten vierbeinigen Gefährten. Mit anderen Worten: Fell- und Hautprobleme bei Hund & Katze sind unser Thema! Meine Interviewpartnerin ist Dr. Claudia Kreil-Ouschan, Fachtierärztin für Dermatologie und Inhaberin der Ordination FELLcheck.at in Kärnten.
Haut aus dem Gleichgewicht
Nicht nur Zweibeiner haben Hautprobleme – auch Hund und Katze sind davon betroffen. Und das immer öfter – wie Dr. Claudia Kreil-Ouschan aus der FELLcheck-Praxis zu berichten weiß. „Die Ursachen sind vielfältig. Angefangen von falscher Fellpflege über eine unausgewogene Ernährung bis hin zu vermehrtem Stress und auch Erkrankungen“, erklärt die Tierärztin. „Dabei dürfen auch Umweltbelastungen nicht außer Acht gelassen werden, beispielsweise vermehrter Pollenflug oder Feinstaub, und natürlich der Klimawandel“, fügt sie hinzu. Gerät die Haut aus dem Gleichgewicht, kann sie einerseits ihre Schutzfunktionen nicht mehr erfüllen, anderseits stellt sich ein Missbefinden ein. Wir kennen das beispielsweise bei spannender oder juckender Kopfhaut nach dem Färben der Haare oder bei trockener Haut nach dem Badeurlaub. Unsere Vierbeiner zeigen uns das Sich-in-der-Haut-nicht-Wohlfühlen durch vermehrtes Kratzen, Schlecken oder auch Knabbern am Fell.
Die Haut ist das größte Organ – nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Hund und Katze – und verdient mehr Aufmerksamkeit, als man ihr oft zukommen lässt. Denn sie schützt vor schädlichen Einflüssen, reguliert den Wärme- und Wasserhaushalt und ist zudem ein wichtiges Sinnesorgan.
Dr. Claudia Kreil-Ouschan, FELLcheck.at
Du hast das Fell schön
Glänzendes, volles Haar gilt als Zeichen besonderer Vitalität. Auch bei Hunden und Katzen wird das Haarkleid als Spiegel der Gesundheit gesehen. „Leidet das Tier unter stumpfem, sprödem Fell oder gar kahlen Stellen, dann stimmt etwas nicht. Es ist höchste Zeit für einen Tierarztbesuch“, so die Veterinärmedizinerin. „Der häufigste Vorstellungsgrund bei FELLcheck ist jedoch eindeutig Juckreiz“, erzählt Dr. Kreil-Ouschan „und dies ist eine äußerst unangenehme Empfindung für das Tier.“ Parasiten, Pilzinfektionen, Bakterien, Allergien, Stoffwechselerkrankungen oder auch ein Hauttumor können Juckreiz beim Tier auslösen.
„Doch in erster Linie kratzen sich Katzen und Hunde, wenn ein Floh sie zum Wirt auserkoren hat.“ Um den Befall festzustellen, rät die Tierärztin zu einer einfachen Methode. Das Tier mit einem Flohkamm über einem weißen Papier oder Tuch bürsten. Fallen kleine schwarze Pünktchen – es handelt sich um Flohkot – aus dem Fell, besprüht man jene mit Wasser. Bei einer rötlichen Verfärbung ist der Nachweis für den Flohbefall erbracht. Parasitenschutz ist einfach wichtig, nicht nur für Hunde, sondern auch für Katzen!
Fellpflege muss sein!
Auch die Verwendung einer falschen Bürste oder eines ungeeigneten Hundeshampoos kann zu Fell- oder Hautproblemen führen. Das bedeutet, dass ihr die Bürste auf das Fell von Hund oder Katze – also auf langhaarig oder kurzhaarig – abstimmen müsst. Und selbstverständlich benötigen Tiere mit langem Fell mehr Pflege als kurzhaarige Vierbeiner. Wollt ihr mehr Fellpflege-Tipps, dann schaut doch bei Beste Beauty-Tipps für den Hund vorbei.
Und wann ist ein Bad fällig? Nur in bestimmten Situationen, zum Beispiel bei Hauterkrankungen oder Parasitenbefall auf Anraten des Tierarztes. Auch wenn sich euer vierbeiniger Liebling in etwas Übelriechendem oder in Schlamm gewälzt hat, ist ein Bad unumgänglich. „Wer sein Tier badet, muss besonders auf die Wahl des richtigen Shampoos achten“, so Dr. Kreil-Ouschan. „Unsere Haarshampoos ebenso Babyshampoos sind für Hund und Katze aufgrund des unterschiedlichen pH-Wertes nicht geeignet. Wer hier bei trockener und juckender Haut nicht auf ein sanftes Shampoo achtet, kann viel Schaden anrichten.“ Mit anderen Worten: Ebenso wie wir auf unsere Haar- und Kopfhautbedürfnisse bei der Auswahl eines Shampoos oder einer Haarbürste achten, sollten wir auch auf Fellbedürfnisse unserer Vierbeiner Rücksicht nehmen. Und bitte denkt daran, auch Shampoos sind nach der ersten Verwendung nur begrenzt haltbar.
Und der FELLcheck-Tipp für jeden Tag: Einfach über das Fell streichen und erspüren, ob alles in Ordnung ist!
Auf dem Vormarsch
Manche Tiere sind auf Futtermittel oder Umweltallergene – wie zum Beispiel Gräser- und Baumpollen – allergisch. Andere hingegen entwickeln Allergien auf Hausstaub- und Futtermittelmilben. „Es scheint, als ob es heutzutage mehr Allergien gibt. Vielleicht erkennen wir sie heute nur besser, weil unsere Vierbeiner bei Krankheitssymptomen schneller zum Tierarzt gebracht werden als die letzten Jahre“, erklärt Dr. Kreil-Ouschan. Doch was auch immer die Auslöser für allergisches Geschehen sind, die Spuren sind auf der Haut sichtbar: Blutige, aufgekratzte Stellen oder kahle Flecken im Fell, begleitet von starkem Juckreiz. „Die atopische Dermatitis, eine allergische Übersensibilität der Haut, ist derzeit die zweithäufigste Hauterkrankung beim Hund. Schätzungsweise sind ungefähr 15-20% der weltweiten Hundepopulation davon betroffen“, so die Fachtierärztin für Dermatologie.
(c) Reba Spike/ Unsplash
„Allergieauslösende Faktoren beeinflussen einander auf vielfältige Weise. Man kann sich das ähnlich einem Fass vorstellen, das überläuft, wenn mehrere Komponenten zusammentreffen“, erklärt Kreil-Ouschan weiter. Das am häufigsten vorkommende auslösende Allergen beim Tier ist eine alte Bekannte im Bereich der Allergien: die Hausstaubmilbe. „Eine Allergie ist eine chronische Erkrankung, die ein Tier lebenslang begleitet. Die Therapie besteht darin, die Erkrankung zu kontrollieren, und ist indivuell an den tierischen Patienten angepasst“, so die Fachtierärztin.
Sommer, Sonne und die Schattenseiten
„Auch Hund und Katze können von Sonnenschäden betroffen sein“, weiß Dr. Kreil-Ouschan. Tiere mit weißem oder hellem Fell, geschorenem Haarkleid und Nackthunde oder -katzen sind dabei besonders gefährdet. Ein Sonnenbrand äußert sich wie beim Menschen zuerst als Rötung und Entzündung der Haut, eventuell auch mit Juckreiz. Der Bereich um Augen, Nase und Ohren sind besonders empfindliche Körperstellen, ebenso der Rücken. Aalen sich Hund oder Katze gerne in der Sonne, ist auch der Bauch der Sonne ausgesetzt. Häufige Sonnenbrände könnten wie beim Menschen sogar zu Vorstufen von Hautkrebs führen: „In Amerika ist es Alltag, dass die Tiere mit Sunblockern vor Aufenthalten in der Sonne eingecremt werden“, berichtet die Veterinärmedizinerin, die bei ihren Auslandsaufenthalten auch in der Small Animal Dermatology Clinic in San Diego tätig war. „Zusätzlich verwenden Tierhalter Sonnenschutzkleidung wie Sonnenbrillen, Schildkappen für den Augen- oder Nasenbereich oder auch Sonnenschutzwesten für ihre Vierbeiner.“
Und die FELLcheck-Tipps für den Sommer
- Auf ausreichenden Sonnenschutz nicht nur am Wasser achten, sondern auch bei Wanderungen im Gebirge.
- Bei einem Sonnenbrand zuerst die betroffenen Stellen mit einem feuchten Tuch kühlen. Bei starken Rötungen unbedingt zum Tierarzt.
- Hunden und Katzen mit dichtem Fell regelmäßig die Unterwolle auskämmen. Das sorgt für Linderung bei heißen Temperaturen.
- Nasser Sand zwischen den Pfoten wirkt wie Schmirgelpapier, daher nach dem Besuch am Strand die Pfoten auswaschen. Eventuell auch die Haare im Pfotenbereich kürzen.
- Nach dem Schwimmen im Meerwasser das Salzwasser im Fell mit Süßwasser ausspülen. Und das Haarkleid trocknen lassen, bevor Sandkörner ausgebürstet werden.
Ein super Artikel, Danke. Ich habe ihn auf FB geteilt und etliche Likes bekommen :)..
Hallo Windy,
es freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat 🙂 Danke für dein Feedback!